Mittwoch, 30. April 2008

Ein neuer Blog erblickte das Licht der Blogwelt - der Offblog

offblog_zuerich

Evelyne Baumberger steckt mitten in ihrer Abschlussarbeit an der Zürcher Hochschule der Künste. Ein Teil ihrer Diplomarbeit besteht aus einem Blog. Wir haben Evelyne etwas auf den BlogZahn gefühlt.

Evelyne, du bist an deiner Diplomarbeit. Was ist das Thema?

Während meiner Arbeit auf der Kulturredaktion der Aargauer Zeitung habe ich erlebt, wie sehr der beschränkte Platz, die begrenzten personellen Ressourcen und der Konkurrenzdruck die Auswahl der zu besprechenden Kunstausstellungen beeinflusst. Oft bleibt wenig Kapazität, um auch über weniger stark besuchte, kleinere Ausstellungen zu  berichten. Vor allem in Zürich gibt es viele kleine, innovative Kunsträume, über die selten etwas in der Zeitung zu lesen ist.
Blogs mit dem unbegrenzten Platz für Bilder und Text, den Links, Möglichkeiten für Video, Kommentarfunktion etc. bieten meiner Meinung nach die ideale Ergänzung zur traditionellen Kunstberichterstattung in den Zeitungen. Deswegen der OFF-Blog - eigentlich ein Experiment, ob so ein Blog funktionieren kann.
Die schriftliche Arbeit dokumentiert die Entstehung des OFF-Blogs und bietet etwas theoretischen Hintergrund, Interviews mit Medientheoretikern, Bloggern, einen Text zur Frage, ob Blogging Journalismus ist, ein Glossar und eine kurze Geschichte der Blogs etc.
Kurz gesagt: Mein Thema ist die Ergänzung der Kunstberichterstattung durch Blogs und ihre Möglichkeiten.

Im Zuge deiner Diplomarbeit hast du einen Blog aufgeschaltet. Wie bist du auf dieses Medium gestossen und warum meinst du, dass sich ein Blog zur Vermittlung von Kunst eignet?

Im Herbstsemester 2006/07 machte ich ein Praktikum auf der Kulturredaktion der Aargauer Zeitung. Während dieser Zeit begann ich mich für Blogs zu interessieren: Einerseits führte ich selbst einen, um mein Praktikum zu dokumentieren und die Erfahrungen mit der Redaktionsarbeit auch anderen zugänglich zu machen, die es interessierte. Den Blog führe ich heute noch (www.zwischendenzeilen.blogspot.com), aber mehr zu privaten Themen.
Daneben sah ich mich im Internet um und entdeckte andere, spannende Blogs. Natürlich suchte ich dabei auch nach Blogs über Kunst - und stellte fest, wie wenig es davon gibt. Das erstaunte mich, weil Kunst momentan auf grosses öffentliches Interesse stösst. Und Blogs mit ihren Möglichkeiten: Einbindung von Bildern und AV-Medien, Vernetzung zu Websites von Galerien, Künstlerportfolios etc. wären meiner Meinung nach ideal, um über Kunst zu berichten.

Zürich empfindet sich oft als "Nabel der Schweizer Kunst". Wer etwas gilt im engsten Umkreis, will nach Zürich. Doch oft bieten sich nur freie Kunsträume für Ausstellungen und Aktionen an. Diese werden aber nur "randständig" von der Presse beachtet. Hat Zürich ein zu grosses Angebot oder ist es für die "grosse Presse" uninteressant?

Ich muss dazu sagen, dass ich zuerst über meine Region (Aarau - Baden) bloggen wollte, weil ich diese Szene aus meiner Tätigkeit als freie Journalistin für die AZ kenne. Dort herrscht allerdings die tolle Situation, dass zumindest im Regionalteil der AZ über jede noch so kleine Ausstellung geschrieben wird. Da wäre ein Blog überflüssig. Deswegen Zürich - obwohl ich mich dort eigentlich nicht gut auskenne und erst dabei bin, die Kunsträume etwas besser kennen zu lernen.
Das Angebot in Zürich befriedigt sicher auch die momentan grosse Nachfrage der Besucher. Die Möglichkeiten, v.a. der Platz einer Zeitung ist aber beschränkt, deswegen muss bei den vielen Ausstellungen eine strenge Auswahl getroffen werden, über was man berichtet. Da sind sicher Institutionen wie das Kunsthaus und das Migros-Museum immer dabei, und zudem gibt es auch grosse Ausstellungen im Ausland, über die der Tagi und die NZZ berichten. Da bleibt, wie schon gesagt, einfach wenig Kapazität für kleinere, besucherschwächere Ausstellungen.

Richten wir unseren Blick nochmals auf deinen Blog "OFF-Blog Zürich". Wie der Name schon sagt, willst du dich auf Zürich konzentrieren. Wie weit strebst du eine (Informations-)Zusammenarbeit mit den Kunsträumen und Institutionen an? Wirst du  diese auch besuchen und Berichte veröffentlichen, mit Bild, bzw. Video? 

Von den Kunsträumen habe ich sehr gute Reaktionen erhalten, sie versorgen mich auf Wunsch auch mit Bildmaterial für den Blog und Informationen, die ich an die jeweiligen Autoren weiterleite. Die meisten sind auch bereit, Flyer des OFF-Blog auf ihren Flyertischen aufzulegen.
Die Beiträge im Blog werden von Studenten der Kunstgeschichte und Publizistik geschrieben, ich besuche also nicht alle Ausstellungen selber für den Blog. Bilder gehören im OFF-Blog zu jedem Post dazu. Einen Bericht mit Video zu veröffentlichen, wäre sehr interessant, gabs aber bisher noch keine Möglichkeit, da die meisten Ausstellungen nur Bilder oder Skulpturen zeigten. Da würden wir aber auch nicht wie kulturTV Interviews etc. bringen, sondern analog zu den Bildern einfach Ausschnitte aus den Arbeiten.

Soll der Blog nach deinem Abschluss weiter geführt werden?

Der OFF-Blog ist unerwartet gut angelaufen, die Zusammenarbeit mit den Autoren klappt super - deswegen wäre es natürlich schön, ihn weiter zu führen. Allerdings erwarte ich mir mit der aktuellen Flyer-Aktion und der Präsenz an der Diplomausstellung auch noch mehr Leser-Reaktionen, sonst hat das Ganze keinen Sinn.
Es hängt natürlich auch davon ab, wie meine berufliche Zukunft aussieht, denn der OFF-Blog hat mich im Rahmen der Diplomarbeit mindestens 8-10 Stunden Arbeit pro Woche gekostet. Ich könnte mir aber auch eine Zusammenarbeit mit einer Zeitung oder einem Sponsor vorstellen, um die Zukunft des OFF-Blogs zu sichern. In dieser Richtung habe ich allerdings noch keine Schritte unternommen.

Danke für die Antworten und die Zeit, die du dir dafür genommen hast.

Link zum OFF-Blog Zürich --> hier.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen